Unterschiede zwischen dem 2,4-GHz- und 5-GHz-Band für WLAN in industriellen Anwendungen

Von Rolf Nilsson

Zur Verfügung gestellt von DigiKey


Mit dem zunehmenden Einsatz von Wireless-Technologien in der Prozess- und Fertigungsindustrie steigt auch die Anzahl der installierten IEEE 802.11b/g/n-Geräte, die im weltweiten freien 2,4-GHz-ISM-Band betrieben werden. Neben Wireless LAN nach IEEE 802.11b/g/n werden auch andere drahtlose Technologien wie Bluetooth, IEEE 802.15.4/ZigBee/Wireless HART und verschiedene proprietäre Technologien im 2,4-GHz-Band eingesetzt.

Bei so vielen Technologien, die in dasselbe Frequenzband drängen, können natürlich auch Störungen auftreten. Um sicherzustellen, dass die industriellen Wireless-Lösungen stabil betrieben werden können, stehen grundsätzlich zwei Lösungen zur Verfügung: Entweder es erfolgt eine umfassende Frequenzplanung mit speziellen Antennenlösungen (z. B. Schlitzkabel) im industriellen 2,4-GHz-Umfeld oder das 2,4-GHz-Band wird ausschließlich für Büro- und IT-Kommunikation genutzt und parallel dazu wird für die Fertigungs- und M2M-Kommunikation das 5-GHz-Band eingesetzt.

Unterschiede bei den Kanälen und bei der Nutzung der 2,4- und 5-GHz-Bänder

WLAN-Geräte, die den Standards IEEE 802.11b/g entsprechen, nutzen das 2,4 GHz-Frequenzband (2,412 bis 2,472 GHz). Geräte nach dem Standard IEEE 802.11a werden im 5-GHz-Frequenzband (5,180 bis 5,825 GHz) eingesetzt. WLAN-Geräte gemäß IEEE 802.11n können in beiden Frequenzbändern arbeiten. Für die Frequenzbänder gelten weltweit folgende Eigenschaften, die bei der Implementierung berücksichtigt werden müssen:
  • Das 2,4-GHz-ISM-Band besteht aus 13 überlappenden Kanälen, die sich gleichmäßig über die Frequenzen verteilen, sowie einem vierzehnten Kanal in Japan mit der Mittenfrequenz 2,484 GHz. Da die Bandbreite der einzelnen Kanäle im 2,4-GHz-Band zu Überlappungen führt, sind nur drei nicht überlappende Kanäle verfügbar. Um Störungen zwischen den an das WLAN angeschlossenen Geräten zu vermeiden, müssen diese Kanäle sehr effizient genutzt werden. Die Installation erfordert eine sorgfältige Frequenzplanung oder die kostspielige Installation von technischen Lösungen wie Schlitzkabeln. Das heißt, die Installation kann teurer werden als die eigentliche WLAN-Anlage.
  • Das 5-GHz-ISM-Band wird in Unterbänder unterteilt, die als U-NII-Bänder (Unlicensed National Information Infrastructure) bezeichnet werden. Die Unterbänder heißen in der Regel U-NII-1, U-NII-2, U-NII- 2e und U-NII-3, wobei U-NII-3 nicht weltweit frei verfügbar ist. Insgesamt gibt es in diesem Frequenzbereich 23 nicht überlappende Kanäle, von denen vier Kanäle örtlichen Einschränkungen unterliegen*. Heute nutzen die meisten verfügbaren WLAN-Lösungen im 5-GHz-Band das Unterband U-NII-1 (5,18 bis 5,24 GHz) mit den Frequenzkanälen 36 bis 48. Allerdings gibt es einige Anbieter, die den Bereich erweitert haben, um das Unterband U-NII-2/2e (5,26 bis 5,70 GHz) mit den Frequenzkanälen 52 bis 140 ebenfalls einzubeziehen.
Kanal U-NII-Band Frequenz (MHz) USA 40/20 MHz Europa 40/20 MHz
36 1 5180 Ja Ja
38 1 5190 Nein Nein
40 1 5200 Ja Ja
42 1 5210 Nein Nein
44 1 5220 Ja Ja
46 1 5230 Nein Nein
48 1 5240 Ja Ja
52 2 5260 Ja Ja
56 2 5280 Ja Ja
60 2 5300 Ja Ja
64 2 5320 Ja Ja
100 2e 5500 Ja Ja
104 2e 5520 Ja Ja
108 2e 5540 Ja Ja
112 2e 5560 Ja Ja
116 2e 5580 Ja Ja
120 2e 5600* Nein Ja
124 2e 5620* Nein Ja
128 2e 5640* Nein Ja
132 2e 5660* Nein Ja
136 2e 5680 Ja Ja
140 2e 5700 Ja Nein
149 3 5745 Ja Nein
153 3 5765 Ja Nein
157 3 5785 Ja Nein
161 3 5805 Ja Nein
165 3 5825 Ja Nein

Tabelle 1: Tabelle der U-NII-Unterbänder im 5-GHz-Frequenzband (Ref. wikipedia.org).

Vor- und Nachteile der 2,4-GHz- und 5-GHz-Standards

Die WLAN-Standards IEEE 802.11b/g/n haben sich bereits mit zahlreichen Installationen und einer großen Palette verfügbarer Produkte auf breiter Basis durchgesetzt. Neben seiner weiten Verbreitung bietet das 2,4-GHz-Band den Vorteil, dass es in einem weltweit verfügbaren ISM-Band betrieben wird. Ferner ist die Reichweite der Geräte bei gleicher Ausgangsleistung im 2,4-GHz-Band größer als im höherfrequenten 5-GHz-Band.

Wie in der Tabelle oben dargestellt, steht nicht das gesamte 5-GHz-ISM-Band für den weltweiten Einsatz zur Verfügung. Darüber hinaus ist die Verfügbarkeit von Komponenten und Produkten im Vergleich zum 2,4-GHz-Band noch immer etwas eingeschränkt.

Der größte Vorteil des 5-GHz-Bandes ist die Verfügbarkeit von 23* nicht überlappenden Kanälen – dies sind 20* Kanäle mehr als im 2,4-GHz-Band. Da keine anderen drahtlosen Technologien um den Kommunikationsraum im 5-GHz-Band konkurrieren, bieten die 23* verfügbaren, nicht überlappenden Kanäle bessere Planungsmöglichkeiten für eine störungsfreie und stabile Wireless-Kommunikation. Ein weiterer Vorteil des 5-GHz-Bandes besteht darin, dass die Mehrzahl der verfügbaren Kanäle eine erhöhte Kommunikationsdichte zulässt. Dies bedeutet, dass mehrere Drahtlosgeräte in der gleichen Funkumgebung verbunden werden können.

Radarerkennung im 5-GHz-Band – Dynamic Frequency Selection (DFS)

Für den WLAN-Einsatz in den U-NII-2/2e-Bändern (Kanal 52–140, Frequenzbereich von 5,260 bis 5,725 GHz) muss der jeweils benutzte Kanal periodisch abgehört werden, um andere Radarsysteme zu erkennen und dann ggf. automatisch auf einen anderen Kanal umzuschalten. Im Zusammenhang mit dieser Funktion – Dynamic Frequency Selection (DFS ) – muss ein Gerät entweder als Master oder als Slave betrieben werden. Für ein Slave-Gerät, das in der Netzinfrastruktur in der Regel als Client fungiert, gelten folgende Voraussetzungen:
  • Ein Slave-Gerät darf Daten erst dann senden, wenn es ein entsprechendes Freigabesignal von einem Master-Gerät empfangen hat.
  • Ein Slave-Gerät muss alle Datenübertragungen stoppen, wenn es von einem Master-Gerät entsprechende Anweisungen erhält.
  • Geräte können nur als Slaves in einem Netzwerk betrieben werden, wenn das Netzwerk von einem Master-Gerät gesteuert wird.
Die Voraussetzungen für ein Master-Gerät, das in der Regel als Access Point bzw. im Ad-hoc-Betrieb als Master-Einheit fungiert, unterscheiden sich von denen für ein Slave-Gerät. Für Master-Geräte gelten folgende Voraussetzungen:
  • Ein Master-Gerät muss Radarsignale erkennen.
  • Ein Master-Gerät darf nur auf frei verfügbaren Kanälen mit dem Betrieb beginnen.
  • Im Normalbetrieb muss das Master-Gerät den Betriebskanal kontinuierlich überwachen (In-Service-Monitoring).
  • Wenn ein Master-Gerät während der Überwachung ein Radarsignal erkennt, muss es alle zugehörigen Slave-Geräte anweisen, die Übertragung auf diesem Kanal zu stoppen.
Manche Geräte können im Ad-hoc-Modus kommunizieren, ohne mit einem Netzwerk verbunden zu sein. Ad-hoc-Geräte bilden einen Punkt-zu-Punkt-Kommunikationskanal. Eines der Geräte übernimmt dabei die Rolle des Masters und erfüllt dann die Anforderungen für DFS und alle für Master-Geräte geltenden Voraussetzungen.

Reichweite und Leistung

Die Funkwellenlänge im 5-GHz-Band ist halb so groß wie die im 2,4-GHz-Band. Daher hat ein Sendegerät im 5-GHz-Band bei gleicher Ausgangsleistung eine geringere Reichweite als ein Gerät im 2,4-GHz-Band. Um wie viel kleiner die Reichweite ist, lässt sich schwer vorhersagen, da es von den Funkbedingungen am entsprechenden Standort abhängt. Zudem werden die Frequenzen von verschiedenen umgebenden Materialien unterschiedlich stark absorbiert, was sich wiederum bedeutend auf die Reichweite auswirkt. Um die genaue Reichweite zu ermitteln, muss die Lösung im Live-Betrieb getestet werden.

Bei Tests in Produktionsstätten wurde festgestellt, dass im 5-GHz-Band bei freier Sichtverbindung zwischen den Geräten die Reichweite zwischen 50 und 100 Metern variiert. Hindernisse, Interferenzen, bestimmte Materialien in der Umgebung und die Verwendung von großen Datenpaketen können die Reichweite deutlich einschränken.

Zusammenfassung

Die Nutzung des 5-GHz-Bands für die WLAN-Kommunikation bietet eine Vielzahl von Vorteilen und Möglichkeiten für Kosteneinsparungen. Durch die zusätzlichen 23* möglichen WLAN-Kanäle können Frequenzplanung, Dichte (die Anzahl aktiver WLAN-Geräte innerhalb des Funkabdeckungsbereichs) und Installationsaufwand drastisch verbessert werden. Ein weiterer Vorteil wäre die Freisetzung des 2,4-GHz-Bands für andere Funktechnologien.

Diese Vorteile und die zunehmende Verfügbarkeit von 5-GHz-Industrieprodukten werden in Zukunft zu einer verstärkten Nutzung des 5-GHz-Bands führen. Bis heute ist die Nutzung des 5-GHz-Bands in industriellen Anwendungen mehr oder weniger auf kleinere Access Points und kompakte Clients (mit derselben Plattform wie die Access Points) beschränkt . Bereits auf dem Markt erhältlich sind OEM-Funkmodule für die Integration in verschiedenen industriellen Produkten, serielle WLAN-Clients für die Integration von kleineren Geräten sowie herkömmliche Produkte mit serieller Kommunikationstechnik.

*Für die FCC-Kanäle 120–132 ist die Nutzung in der Nähe von Flughäfen eingeschränkt, da Interferenzen mit dem Terminal-Doppler-Wetterradar (TDWR) auftreten können. (Ref. FCC KDB 443999 ). Kanada schränkt die Nutzung der Kanäle 120 bis 128 ein.

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Über den Autor

Rolf Nilsson

Rolf Nilsson ist der CEO und Gründer von connectBlue mit über 30 Jahren an intensiver Erfahrung und dem entsprechenden Know-how bezüglich industrieller Automatisierung und Kommunikation. Vor der Gründung von connectBlue war Rolf Nilsson der Präsident von Eurotherm Scandinavia und davor war er in führenden Positionen bei Alfa Laval Automation/ABB Automation Products tätig.

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DigiKey mit Sitz in Thief River Falls, Minnesota (U.S.A.), ist ein globaler Komplettanbieter von Elektronikbauteilen in Prototyp-, Design- und Produktionsstückzahlen und bietet mehr als sechs Millionen Produkte von mehr als 750 Markenherstellern über seine DigiKey-Website an.